Das chinesische Belt and Road-Projekt will mehr als den Ausbau von Handelswegen
China will mit dem 2013 initiierten Infrastruktur-Projekt „One Belt and One Road“ neue Handels- und Transportwege zwischen China und 64 weiteren Partnerländern in Asien, Afrika und Europa aufbauen. Auf dem EU-China-Gipfel im Juni 2015 in Brüssel haben die EU und China entsprechend eine Intensivierung der Zusammenarbeit beschlossen.
Bis zum Jahr 2049 will die Volksrepublik fast eine Billion Euro in den Ausbau von Schienenwegen, Häfen, Straßen, Pipelines, Flughäfen, Kraftwerken und Telekommunikationsnetzen zwischen Asien, Europa und Afrika investieren.
Dabei geht die grundlegende Idee auf die Seidenstraße der Antike zurück. Auf der 6.400 km langen, historischen Handelsroute transportierten Händler im Altertum mit Kamelen Güter zwischen China und Venedig.
Es geht jedoch nicht darum, staubige Wüstenwege wieder zu beleben. Die heutige „One Belt and One Road“- Initiative hat die Optimierung der Transportwege für chinesische Produkte nach Europa und viele andere Länder der Welt mit Hilfe zweier Hauptrouten zum Ziel. Die geplanten nördlichen Transportwege über Land werden unter dem Titel Silk Economic Belt zusammen gefasst, während unter Maritime Silk Road alle Aktivitäten zum Ausbau des südlichen Seeweges gebündelt werden.
Silk Economic Belt
Über den Landweg führt die Route der neuen eurasischen Kontinentalbrücke durch China, Kasachstan, Russland (Moskau), die Ukraine und die Slowakei bis nach Deutschland. An der ukrainisch-
lowakischen Grenze ist ein dazu Wechsel von der Eisenbahn-Breit- auf Normalspur notwendig.
Die bereits 10.000 km lange Direktverbindung zwischen Duisburg und dem chinesischen Chongqin stellt bereits heute täglich den Vorteil eines gut ausgebauten Transportweges unter Beweis: Pro Woche kommen 35 Züge aus China in Europas größtem Binnenhafen an. Mit einer Lieferzeit von 16 Tage ist der Transport über die Schiene erheblich schneller als die 45 Tage dauernde Containerfracht per Seeweg. Der Transport auf der Schiene kostet zudem nur 1/5 im Vergleich zu Luftfracht.
Aber nicht nur der Warentransport nach Europa soll auf dem Landweg optimiert werden. Es ist auch der Ausbau eines chinesisch-mongolisch-russischen Korridors, eines chinesisch-zentralasiatischen-westasiatischen Korridprs, eines chinesisch-pakistanischen Korridors, eines chinesisch-indochinesischen Korridors, und eines China-India-Bangladesh- Korridor geplant.
Maritime Silk Road
Die Maritime Silk Road verläuft südlich von China. Sie soll China auf dem Seeweg mit ganz Südostasien mit dem Mittleren Osten, Ostafrika und Europa verbinden, und den Seehandel optimieren. Die Vorraussetzungen sind günstig, da zahlreiche der bedeutendsten und größten Containerhäfen weltweit wie z.B. Shanghai, Singapur, Shenzhen, Hongkong, Dubai, Tianjin, Tanjung Pelepas und Laem Chabang an der maritimen Seidenstraße liegen. Nach chinesischen Planungen sollen neben dem Austausch mit Japan, China, Südkorea, Südostasien, Indien und Pakistan auch die wirtschaftlichen Entwicklungen in und mit Afrika über die Maritime Silk Road abgewickelt werden.
Mehr als nur Infrastruktur
Auf den ersten Blick wirkt die chinesische Initiative „One Belt and One Road“ wie großes Infrastruktur-Projekt. Aber die Volksrepublik möchte die Handelsbeziehungen mit seinen Partnerländern auch mit Hilfe von Freihandelsabkommen verbessern.
Dieser Artikel ist der Start einer Serie von Artikel über die neue Seidenstraße. Lesen Sie in der nächsten Folge mehr über die Chancen und Risiken der chinesischen Initiative „One Belt and One Road“.